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Gelungener Querschnitt
Alexander Rodin und Efim Chorny verwandeln sogar Teile des „Nussknacker“ in Klezmer-Musik
Vielfalt in der Musik zeigt sich auf der Bühne der Englischen Kirche gern auch im Mantel anderer Kulturen und Genres. Klezmer-Musik ist solch ein übergreifender Stil. Er kann unter die Haut gehen.
Von Jan O. Deiters
Bad Homburg. Flotte Tanzmusik, fröhliche Lieder, melancholische Melodien, sanfte Balladen und treibende Rhythmen. Das alles ist Klezmer-Musik. Und eine hervorragende Vorstellung dieses Musikgenres konnten die Besucher der Englischen Kirche am vergangenen Donnerstag live erleben.
Im Vordergrund steht der Dialog einer leidenschaftlichen Klarinette und der Geige. Beide spielen sich die Bälle zu, harmonieren bei den mehrstimmigen Melodien, setzen jeweils für sich Akzente. Das Klavier sorgt für eine voluminöse Basis, die Bassläufe hüpfen im Takt oder geben mit dem Bogen eine dramatische Breite.
Das Schlagzeug schließlich treibt das Tempo oder nimmt es heraus. Das gesamte Ensemble lebt diese Musik, auch wenn es eher konservativ und zurückhaltend agieren. Lediglich bei Alexander Rodin an der Klarinette schwappen die Emotionen über, er ist Bestandteil der Musik und des Sounds, er verhilft den Kompositionen zu einem eigenständigen Leben.
Dabei war es nicht nur dieses eingespielt agierende Ensemble rund um Alexander Rodin, das für eine authentische Stimmung sorgte. Der in diesen Kreisen höchst angesehene Sänger Efim Chorny aus Moldawien trug mit seinem Charisma und der durchdringenden Stimme erheblich zum Gelingen dieses Abends bei. Er war es auch, der das Publikum immer wieder animierte, aktiv am Geschehen – sprich am Liedgut – teilzunehmen. Deshalb war die Stimmung von Anfang an gut.
Wenn man schon die typischen Stücke mag und die Lieder mitsingt, überrascht die Variationsfähigkeit dieser Musik. Rodin hat beispielsweise Teile des "Nussknackers" von Tschaikowsky umgewandelt in waschechte Klezmer-Musik. Zunächst wurde die Originalversion kurz angespielt. Alle Zuhörer haben die Melodien parat, Marsch, Russischer und Chinesischer Tanz sind einfach bekannt. Danach dann die ausführliche Version der Klezmer-Parodie. Das war hervorragend und weit mehr als nur eine Stilveränderung der klassischen Vorlage. Hier zeigten sich kompositorische Fähigkeiten ebenso wie die Lust an der besonderen Stilisierung.
Übrigens scheinen einige der Lieder vor allem mit Feiern und Trinken zu tun gehabt haben. Und dazwischen Liebeslieder und Tänze zur Hochzeit. Ganz so, wie es die menschliche Seele empfindet. Insgesamt ein gelungener Querschnitt durch das, was Klezmer ausmacht.

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